Leise, still und heimlich hat sich David Seaman am Montag von der großen Fußballbühne verabschiedet. Eine Schulterverletzung, die er sich am Wochenende im Premier-League Spiel seines Vereins Manchester City beim FC Portsmouth zugezogen hatte, bewegte den 40jährigen Schlussmann zum Rücktritt. Wegen der fast schon chronische Schulterschmerzen, die ihn seit Jahren plagen, wollte Seaman seine Karriere eigentlich am Saisonende beenden. Die erneute Verletzung änderte seine Pläne jedoch: „Mir ist klar geworden, dass diese Verletzung einige Zeit in Anspruch nimmt. Ich denke, dies ist der richtige Zeitpunkt, meine Schuhe an den Nagel zu hängen“, äußerte sich der ehemalige englische Nationalkeeper zu seinem Rücktritt.
Der 1963 in Rotherham geborene Seaman war seit 1990 die unangefochtene Nummer 1 im Tor der Engländer, absolvierte bis 2002 75 Länderspiele und kann auf eine äußerst erfolgreiche Karriere zurück blicken. Über die Stationen Leeds United, Peterborough United, Birmingham City und Queen Park Rangers kam der Torhüter 1990 zu Arsenal London, wo er über 13 Jahre lang Leistungsträger und Publikumsliebling war. Mit den Gunners feierte er seine größten Erfolge, wurde drei Mal Meister, gewann vier Mal den FA Cup und hatte großen Anteil daran, dass Arsenal 1994 den Pokal der Pokalsieger nach London holen konnte.
Trotz all seiner Erfolge war „der Mann mit dem Pferdeschwanz“ ( Spiegel Online) allerdings nie unumstritten. Trotz konstant guter Leistungen waren Patzer bei Seaman nie auszuschließen. Vor allem bei Fernschüssen mutierte der Keeper nicht selten zum Sicherheitsrisiko. Unvergessen, wie er sich 1995 im Finale um den Pokal der Pokalsieger gegen Real Saragossa in der letzten Minute der Verlängerung das entscheidende Gegentor aus knapp 50 Metern einfing. Ein ähnlicher Treffer von Ronaldinho sorgte im Viertelfinale der WM 2002 dafür, dass England vorzeitig die Koffer packen musste, während die englische „Yellow Press“ vehement den Rücktritt des Torwarts forderte. Sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft bestritt Seaman im Oktober 2002 gegen Mazedonien, wo er beim 2:2 einen direkt geschossenen Eckball passieren ließ.
Wegen solcher Patzer wurde Seaman von vielen Fachleuten nie zur absoluten Weltklasse gerechnet und von den Fans schnell in die Schublade „Fliegenfänger“ gesteckt. Findige Geschäftsleute brachten sogar ein Video mit dem viel sagenden Titel: „David Seaman – Greatest Goalkeeping Nightmares“auf den Markt. Dabei wird oft übersehen, dass Seaman über weite Strecken seiner Karriere zu den Besten seiner Zunft gehörte. Auf der Linie kaum zu bezwingen, überzeugte der charismatische Brite regelmäßig mit sensationellen Reflexen und galt zusammen mit Tony Adams jahrelang als ruhender Pol und Rückgrat einer erfolgreichen Arsenalmannschaft. Seaman selbst weiß das und ist, auch wenn ihm die ganz großen internationalen Titel fehlen, mit seiner aktiven Laufbahn mehr als zufrieden: „Ich hatte eine fantastische Karriere und habe Jahre lang auf dem höchsten Level gespielt.“
Nach mehr als 1.000 Pflichtspielen ging gestern in Manchester eine große Karriere zu Ende.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeUmr9urcutnGalkaO7bsHNnWSdmaNiwbC%2BjKycmqWRo3qjscSnm56sXaCus77InqmeZ2Nog3qFlQ%3D%3D