Lego fr die Profis - Das Dsseldorfer Behelfsstadion 11FREUNDE

Wenn man so will, ist es nichts anderes als Lego fr Erwachsene. Die Dimension ist eine andere, natrlich, wir reden von einem Fuballstadion, und gewiss geht auch mehr Geld drauf. Das Prinzip allerdings, das ist das gleiche. Ein paar Steinchen, genauer gesagt Module, werden nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt und zu einem Gebude getrmt, nur um

Wenn man so will, ist es nichts anderes als Lego für Erwach­sene. Die Dimen­sion ist eine andere, natür­lich, wir reden von einem Fuß­ball­sta­dion, und gewiss geht auch mehr Geld drauf. Das Prinzip aller­dings, das ist das gleiche. Ein paar Stein­chen, genauer gesagt Module, werden nach dem Bau­kas­ten­prinzip zusam­men­ge­setzt und zu einem Gebäude getürmt, nur um irgend­wann, wenn die Lust oder der Nutzen daran ver­gangen ist, wieder aus­ein­an­der­ge­nommen zu werden und im Karton zu ver­schwinden.

Ins­ge­samt vier Spiele – mehr wird es im Düs­sel­dorfer Behelfs­sta­dion nicht geben. Und das alles wegen Lena. Weil die junge Dame am 14. Mai in der Heim­spiel­stätte von For­tuna Düs­sel­dorf ihren Euro­pa­meis­ter­titel im Singen ver­tei­digt, hat eine Firma aus der Schweiz in unmit­tel­barer Nach­bar­schaft ein Aus­weich­quar­tier für den Zweit­li­gisten hin­ge­stellt.

Inner­halb von nur 50 Tagen ent­stand im Stadt­teil Sto­ckum ein den Auf­lagen der Deut­schen Fuß­ball-Liga ent­spre­chendes Sta­dion mit allem drum und dran – Vip-Zelt und Doping­kon­troll­ka­bine inklu­sive.

Archi­tek­to­ni­scher Wahn­sinn

Es ist ein archi­tek­to­ni­scher Wahn­sinn genauso wie es eine archi­tek­to­ni­sche Meis­ter­leis­tung ist, immerhin hat es so etwas in Deutsch­land über­haupt noch nicht gegeben. Von einem ein­zig­ar­tigen Pro­jekt“ spricht Rainer Müller, und davon, dass es das in dieser Form vorher noch nie gegeben hat und auch in der Zukunft nicht geben wird“.

Mit Schlips und Ansteck­nadel, die ihn als Mit­ar­beiter der Sport­stadt Düs­sel­dorf“ aus­weist, führt Müller über das Gelände. Über den Unter­grund aus Rin­den­mulch hinweg geht es hinein in den Sport­stät­tenbau der fuß­bal­le­ri­schen Neu­zeit. Unten liegt fri­scher von Steh- und Sitz­platz­tri­bünen umge­bener Rasen, oben schnurren im Minu­ten­takt Flug­zeuge des Namens­spon­sors fürs Über­gangs­sta­dion vorbei. Und der Mann vom Sportamt wird gefühlig. Es ist schon ein merk­wür­diges Gefühl zu wissen, dass dieses Sta­dion bald nicht mehr stehen wird“, sagt Rainer Müller, wäh­rend er sich noch mal einen Rund­blick durchs Viereck geneh­migt.

Eine Minia­tur­ver­sion der benach­barten Arena

Plump gespro­chen ist das Pro­vi­so­rium nur eine Minia­tur­ver­sion der benach­barten Arena. Denn wenn am heu­tigen Freitag der 1. FC Union zum ersten Zweit­li­ga­spiel in der Arena gas­tieren wird, blickt der Steh­platzfan der For­tuna aus der­selben Per­spek­tive auf seine Lieb­linge wie sonst, genauso ergeht es den sehr wich­tigen Men­schen und den Anhän­gern der Gäste. Alles soll so sein, wie es die Leute von den Heim­spielen gewohnt sind“, heißt es. Doch hinter dem ver­meint­lich ein­fa­chen Kon­zept steckt ein enormer Kraftakt, viel­leicht sogar die Zukunft von Fuß­ball­sta­dien.
Wäh­rend die von Per­fek­tio­nismus geprägten Vor­keh­rungen für den Euro­vi­sion Song Con­test nur noch, wie es die Orga­ni­sa­toren aus­drü­cken, ver­gleichbar sind mit denen einer Eröff­nungs­feier Olym­pi­scher Spiele, steht das Objekt nebenan sozu­sagen für das genaue Gegen­teil – für regel­rechtes Stück­werk.

Die Module für Düs­sel­dorf kommen aus aller Welt, in Süd­afrika wurden sie vorher schon ver­baut und auch in Kanada, nach ihrem Ein­satz in Deutsch­land sind sie für Bauten in der Schweiz ver­plant. Mög­lich macht es eine Firma, die sich auf den Bau tem­po­rärer Anlagen spe­zia­li­siert hat und ihre Kon­struk­tionen je nach Wunsch des Auf­trag­ge­bers zusam­men­zim­mert. Auch bei der Welt­meis­ter­schaft 2022 in Katar sollen die Teile zum Ein­satz kommen.

Kunst­stoff-Dusch­be­hälter für die ver­wöhnten Profis

Etwa vier Fuß­ball­felder groß ist das Gelände, auf dem sich die Firma in Düs­sel­dorf aus­toben durfte. Grund­lage bildet dabei eine 35 Zen­ti­meter dicke Schot­ter­schicht, dar­über reiht sich eine Stahl­rohr­kon­struk­tion an die nächste. Die Flut­licht­masten sind Bau­kräne mit ein paar Lich­tern dran; Impro­vi­sa­tion ist alles im Modul- und Modellbau.

Am deut­lichsten wird das, wenn man die Kabinen betritt. Hier sieht es nicht viel anders aus als in einer Grund­schul­sport­halle. Ein paar helle Holz­bänke gibt es, ein paar Haken – sonst nichts. Aber­wit­ziger dürften aus Sicht eines Pro­fi­fuß­bal­lers nur noch die sani­tären Ein­rich­tungen daher­kommen. Fünf Kunst­stoff-Dusch­be­hälter, jeder ein­zelne in einer Größe, die es für einen aus­ge­wach­senen Men­schen unmög­lich erscheinen lässt, sich beim Duschen zu drehen und zu wenden, stehen auf viel­leicht zehn Qua­drat­me­tern jeder Mann­schaft zur Ver­fü­gung. Alles sehr spar­ta­nisch“, sagt Herr Müller, aber mehr könne man eben ein­fach nicht erwarten von einem sol­chen kurz­fris­tigen Bau.

Eine Moment­auf­nahme“ nennt der Mann vom Amt sein Pro­jekt, als er durch die Kabi­nen­gänge schlen­dert, die in Wirk­lich­keit nur eine Anein­an­der­rei­hung von Con­tai­ner­bauten und Rigips­platten sind. 2,8 Mil­lionen Euro hat der Düs­sel­dorfer Moment gekostet, gut 20 000 Zuschauer pro Spiel werden ihn erleben dürfen. Und warum nun der ganze Auf­wand? Warum weicht die For­tuna aus Düs­sel­dorf nicht ein­fach in ein bereits exis­tie­rendes Sta­dion aus? Von denen soll es ja einige in der Nähe geben.

Heim­spiel soll Heim­spiel bleiben

Ein Heim­spiel soll ein Heim­spiel bleiben, lautet die ein­fache Begrün­dung. Des­halb und weil der Klub die Finan­zie­rung nicht selbst stemmen musste – das oblag der Stadt –, ist die anfäng­liche Skepsis bei For­tuna und der Anhän­ger­schaft auch ziem­lich schnell Ein­ver­ständnis, ja gar Begeis­te­rung gewi­chen. Auch wenn die Mann­schaft ihre Trai­nings­ein­heiten jetzt ein paar Meter weiter ent­fernt auf der Kleinen Kampf­bahn absol­vieren muss, freue sich der Klub auf das erste Heim­spiel im Aus­weich­quar­tier am Freitag. Nur, dass der deut­schen U‑17-Natio­nal­mann­schaft vor ein paar Wochen gegen die Ukraine das Spiel­debüt im Stahlbau über­lassen wurde, stimmte den Verein ein biss­chen traurig.

Selbst­ver­ständ­lich spiele Pres­tige mit bei so einem Pro­jekt, das will auch Rainer Müller gar nicht leugnen. Zwar mag man sich an die eben­falls tem­po­räre Arena vor dem Reichstag zur WM 2006 erin­nern, doch die diente wei­test­ge­hend der Bespa­ßung des Publi­kums. Jetzt werden erst­mals Punkt­spiele in einem Über­gangs­werk aus­ge­tragen, und das weckt Begehr­lich­keiten, mit denen der Klub vorher so nicht kal­ku­liert hatte.

Jetzt kommen die Ground­hopper

Ground­hopper aus aller Welt haben bei der For­tuna um Tickets für die drei anste­henden Zweit­li­ga­spiele gegen den 1. FC Union, Arminia Bie­le­feld und Ale­mannia Aachen gebet­telt. Da die Ground­hopper ins­ge­samt nur noch drei Chancen haben, Punkte für einen Sta­di­on­be­such zu sam­meln, sei der Andrang immens, heißt es in der Geschäfts­stelle des Düs­sel­dorfer Zweit­li­gisten. Der Trubel aller­dings stört nach eigenen Angaben kaum, denn man weiß, dass er zeit­lich begrenzt ist.
In gut einem Monat wird der Aus­nah­me­zu­stand rund um das Gelände in Düs­sel­dorf-Sto­ckum schon wieder vorbei sein. For­tuna spielt, Lena singt und die Besitz­ver­hält­nisse werden die alten sein. Inner­halb von 15 Tagen soll das mobile Fuß­ball­sta­dion abge­baut werden. Übrig bleiben wird ein großer Fleck in der Land­schaft.

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